Andacht zum 4. Advent - Pfarrerin Ulrike Wortmann-Rotthoff

Liebe Gemeinde ! 4.Advent 2020

„Es ist zum Heulen!“

Der Seufzer war deutlich zu spüren – auch in unserer Presbyteriumssitzung.
Keine Präsenzgottesdienste zum Weihnachtsfest 2020!
Dabei ist es eine Entscheidung der Vernunft und der Liebe, um die wir intensiv gerungen haben.

Die sehr hohen Infektionszahlen und die vielen Toten, die zu beklagen sind, zeigen uns: „Bleibt zuhause“ ist der für uns verantwortbare Weg:

als Christinnen und Christen verzichten wir, um unsere Nächsten zu schützen. Dieser Verzicht schmerzt uns sehr. Gerade das Fehlen der Weihnachtsgottesdienste macht uns bewusst, was uns kostbar ist.

Dennoch: Es ist zum Weinen!

Als krasser Kontrast erscheint da das prophetische Wort zum heutigen 4. Advent: Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkünden, Gutes predigen, Heil verkünden, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König! ( Jes 52,7 )

„…liebliche“ Füße?

Davon habe ich ja noch nie gehört! Ich kenne Senkfüße, Plattfüße und Spreizfüße, auch verstauchte Knöchel.. aber „liebliche“ Füße??! Gemeint ist sicher, dass der Gang eines Menschen immer auch etwas

von dem zeigt, was sein oder ihr Denken und Fühlen gerade bestimmt. Da geht jemand mit schleppendem

Gang.. oder: da hüpft jemand leichtfüßig über alle Hürden. Das hat bestimmt immer etwas damit zu tun,

welche Botschaft gerade in den Gedanken und im Herzen lebendig wirkt.

„Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten…“

Mir fällt dazu Maria ein.

Vielleicht auch, weil die Bibel mit der aufgeschlagenen Weihnachtsgeschichte am Beginn des

Lukasevangeliums schon griffbereit auf meinem Schreibtisch liegt.

Wenn ich das lese, kann ich Maria vor mir sehen:

Das könnten „liebliche“ Füße gewesen sein, die sie über die Berge getragen haben. Denn in sich trägt sie

lebendige Hoffnung, menschgewordenes Vertrauen! Sie ist schwanger.

Und obwohl ihre Zukunft keineswegs gesichert ist, sie weiß doch: Gott ist nahe. Gott ist im Kommen.

Als sie bei ihrer Cousine eintrifft, ist sie bestimmt außer Atem. Überschwänglich wird sie begrüßt.

„Gesegnet bist Du..“ du mit deinen „lieblichen“ Füßen, weil sie gute Nachricht bringen, Heil verkünden,

Frieden ansagen: der Retter wird geboren!

Maria bleibt stehen. Holt tief Atem. Und singt!

Im Singen können Menschen Gott ganz nahe sein: Marias Lobgesang klingt so:

„Meine Seele erhebt den Herrn,

und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes!

Denn er hat große Dinge an mir getan,

der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.

Seine Barmherzigkeit währet für und für

bei denen, die ihn fürchten!“

 

Vielleicht sind Ihnen die Worte des Magnifikats bekannt:
„Magnifikat anima mea Dominum - Groß macht meine Seele den HERRN!“

Vielleicht haben Sie dazu sogar eine Melodie im Ohr - ja dann:
Wir bleiben in diesen Tagen der Pandemie zuhause. Wir begrenzen unsere Kontakte.

Aber singen kann jeder und jede von uns, wenn wir alleine sind… in der Küche , unter der Dusche und sogar

im Keller… Singen verändert etwas in unserer Haltung, in unserem Gang. Singen bringt uns nahe zu Gott,

macht unser Herz leicht und unsere Füße „lieblich“.

Versuchen Sie es doch mal …

Bei einem Spaziergang in den Weihnachtstagen.

Es gibt Strecken genug… auch ins „Gebirge“

Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkünden,

Gutes predigen, Heil verkünden, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!

Denken Sie an Maria und lassen sie sich bewegen.

Dann wird es Weihnachten werden in uns! Auch in diesem Jahr!

 

Herzlich grüßt Sie Ihre Pastorin Ulrike Wortmann-Rotthoff

 

.. die gerne singt