Predigttext: Johannes 2,1-11 1 Zwei Tage später fand in Kana, einer Ortschaft in Galiläa, eine Hochzeit statt. Die Mutter Jesu nahm daran teil, 2 und Jesus selbst und seine Jünger waren ebenfalls unter den Gästen. 3 Während des Festes ging der Wein aus. Da sagte die Mutter Jesu zu ihrem Sohn: »Sie haben keinen Wein mehr!« 4 Jesus erwiderte: »Ist es deine Sache, liebe Frau, mir zu sagen, was ich zu tun habe? Meine Zeit ist noch nicht gekommen.« 5 Da wandte sich seine Mutter zu den Dienern und sagte: »Tut, was immer er euch befiehlt!« 6 In der Nähe standen sechs steinerne Wasserkrüge, wie sie die Juden für die vorgeschriebenen Waschungen benutzen. Die Krüge fassten jeder zwischen achtzig und hundertzwanzig Liter. 7 Jesus befahl den Dienern: »Füllt die Krüge mit Wasser!« Sie füllten sie bis zum Rand. 8 Dann sagte er zu ihnen: »Tut etwas davon in ein Gefäß und bringt es dem, der für das Festessen verantwortlich ist.« Sie brachten dem Mann ein wenig von dem Wasser, 9 und er kostete davon; es war zu Wein geworden. Er konnte sich nicht erklären, woher dieser Wein kam; nur die Diener, die das Wasser gebracht hatten, wussten es. Er rief den Bräutigam 10 und sagte zu ihm: »Jeder andere bietet seinen Gästen zuerst den besseren Wein an, und wenn sie dann reichlich getrunken haben, den weniger guten. Du aber hast den besseren Wein bis zum Schluss zurückbehalten!« 11 Durch das, was Jesus in Kana in Galiläa tat, bewies er zum ersten Mal seine Macht. Er offenbarte mit diesem Wunder seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.
Endlich! Endlich ein Predigttext, der uns einmal auf andere Gedanken bringen kann und uns von Corona erholen lassen will. Man begeht Hochzeit, hier ist man ausgelassen, isst und trinkt in großer Runde, Menschen ganz vieler Haushalte und auch von weiter Ferne treffen sich, umarmen sich, tanzen, singen, sind fröhlich und feiern die Liebe und das Leben. Hier drücken keine Infektionszahlen aufs Gemüt, keine Sterbefälle machen uns traurig, hier schränken uns keine Vorschriften ein, hier ist es so, wie wir das Leben vor Corona gekannt und genossen haben. Und Jesus ist mittendrin! Auch er feiert und lacht, von der Bürde seiner Aufgabe ist hier nichts zu spüren, scheinbar so nebenbei und aus purer Lebenslust geschieht hier ein Wunder: Wasser wird zu Wein – wohlgemerkt nicht umgekehrt, wo in unserem Alltag doch zu oft aus Sekt Selters wird und uns die gute Laune verdirbt. Nein, hier bleibt es beim Feiern! Weil der König der Könige, der Herr aller Herren, weil der Heiland, der Christus, der Menschen Sohn feiern will …
Genießen wird diesen Moment! Lassen wir uns für eine kurze Zeit entführen an diesen unbeschwerten Ort und in diese unbeschwerte Zeit. Beides ist uns so kostbar geworden. Denn viele unter uns sind angeschlagen, auch wenn sie nicht an Covid-19 erkrankt sind. Der nun länger andauernde Lockdown, das Distanzwahren, die ständigen Warnungen und Hiobsbotschaften der Epidemiologen, die immer neuen Forderungen der Politiker nach diesen oder jenen Maßnahmen … all das, das dürfen wir ruhig zugeben, macht mürbe und hat uns müde gemacht. Nicht wenige fallen dabei sogar in ein seelisches Loch, werden depressiv und benötigen professionelle Hilfe. Aber auch wenn wir den Alltag ganz gut meistern und uns nicht unterkriegen lassen: Die vergangenen Wochen und Monate haben wohl bei allen Wirkung gezeigt. Klar, endlich gibt es einen Impfstoff, jetzt sogar zwei und bald wohl auch mehr. Aber es dauert trotzdem seine Zeit, bis er uns erlaubt, wieder ein mehr oder weniger normales Leben führen zu können. Bis dahin müssen wir uns noch gedulden … und das fällt vielen nicht mehr so einfach wie vielleicht noch im Frühjahr.
Wir kennen ja das Gefühl, wenn einem der Stoff zum Feiern ausgeht, so wie der Wein in der Geschichte. Eine Peinlichkeit für den Bräutigam und ein großes Problem für die Diener, die dafür Sorge zu tragen haben, dass die Gäste bei Laune gehalten werden. Kein Wein, keine Stimmung, keine Feier – Ärger für die Angestellten. So einfach ist das. Und so schnell kann das gehen. Eben noch steht man mitten im Leben, spaziert auf seiner Sonnenseite … und auf einmal geschieht etwas, das niemand vorhergesehen und womit keiner gerechnet hat. Und dann ist guter Rat teuer. Wir alle haben so etwas schon erlebt, die einen mehr, die anderen weniger, es gehört einfach dazu. Niemand kann sich dem entziehen oder solche Ereignisse ausschließen. Und dann? Dann ist es erst einmal gut, wenn Menschen da sind, denen dieses Problem überhaupt auffällt. So wie Maria mitbekommt, dass der Wein ausgeht. Sie versucht zu helfen, ohne dass der Bräutigam die Peinlichkeit mitbekommt und die Diener für diese Nachlässigkeit zur Verantwortung gezogen werden müssen. Das ist ein Geschenk, wenn jemand in der Nähe ist, der Acht gibt, der bei aller Ausgelassenheit auch auf die Dinge im Hintergrund ein Auge wirft – und dann einfach versucht eine Lösung zu finden.
Kennen wir solche Menschen in unserer Nähe? Es muss ja nicht immer die Mutter sein: Verwandte, Freunde, Nachbarn … manchmal aber auch wildfremde Menschen können das sein. Es sind jene, die dafür sorgen, dass es weiter geht, dass das Leben nicht still steht, dass es immer noch Grund zum Feiern gibt. Und ja, manchmal grenzt so etwas auch an ein Wunder, weil man es sich nicht erklären kann, warum dies oder jenes zum Guten gewendet wurde. Im Nachhinein nennen wir solche Menschen oft Engel, in Wort und Tat Verkünder einer Botschaft, die uns nicht verzweifeln lässt, sondern Hoffnung macht. Bei allen Schwierigkeiten und Problemen, die das Corona- Virus verursacht hat: Wir durften und dürfen immer noch auch vieles erleben, dass uns hilft, diese Krise zu überwinden. So wie Jesus damals bei der Hochzeit zu Kana dafür gesorgt hat, dass die Ausgelassenheit und Fröhlichkeit und das Feiern kein Ende findet. Das sollte uns doch zuversichtlich stimmen! Umso mehr noch, als ja diese Geschichte natürlich über sich hinausweist. “Du aber hast den besseren Wein bis zum Schluss zurückbehalten!” Ist die Hochzeit eine Allegorie auf unser Leben und unsere Verbindung mit Gott, dann dürfen wir gewiss sein, dass das Beste noch kommt.
Amen