Andacht 17.05.2020 - Pfarrer Björn Thiel

Ein Stein in deiner Hand.

 

Halbedelstein hätte man früher dazu gesagt, zum Rosenquarz, zum Tigerauge, zum Achat, zum Aquamarin …

Ein Stein, wie er nicht einfach auf der Straße liegt. Sondern etwas Schönes, etwas Besonderes.

Ja, das bist du in den Augen Gottes: Etwas Schönes, etwas Besonderes.

Und jeder Stein hat ein anderes Aussehen, eine andere Form, eine andere Farbe.

Jeder ist einmalig.

Auch du - in deiner Erscheinung, in deiner Ausstrahlung, mit deinen Möglichkeiten und deinen Grenzen. Einmalig.

Wie ein Edelstein … von Gott genau so gewollt und geschaffen.

Ein Zeichen seiner schöpferischen Phantasie, seiner erfindungsreichen Liebe.

Ich freue mich, dass du da bist, sagt Gott. Ich freue mich, dass es dich gibt.

Schau also nicht nach rechts und nach links. Vergleich deinen Stein nicht mit dem Stein in der Hand der anderen. Vor allem: Vergleich dich selber nicht.

Gib dem Neid keine Chance, der grün vor blau bevorzugt. Entdecke die Schönheit, die in deiner Hand liegt: Die weiche Glätte. Das Spiel der Farbtöne. Die Fähigkeit, Wärme zu speichern.

Nimm diesen kleinen Edelstein als Bild dafür, was auch für dich gilt.

Nimm dich an. Nicht erst, wenn du dies oder das oder jenes geschafft hast, wenn du deine Ziele erreicht und es - wie man so sagt - zu etwas gebracht hast. Lass das Messen und Bewerten, sondern trau dem Urteil deines Schöpfers. Und das lautet:

Siehe, es war sehr gut, was ich gemacht habe.

Und nicht nur "Es" - Du bist gut. Du - Mensch - bist wertvoll.

Damit sagt Gott: Du bist für mich wie ein kostbarer Edelstein, unendlich wertvoll, den ich nicht verlieren möchte, für den ich alles einsetze …

Wenn wir uns so ansehen, mit Gottes Augen - wie können wir da je gering von uns denken?

Nehmen wir uns so wichtig, wie Gott uns nimmt.

Danken wir ihm und singen wir …

Lied: Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen EG 272

Schließe einmal deine Hand ganz eng um den Stein, so, dass deine Wärme auf den Stein übergeht. -

Und nun nimm deinen Stein von einer Hand in die andere. Nicht wahr: Er gibt die Wärme weiter. -

Nimm dieses Gefühl als Wahrheit für dich selber: Du kannst die Liebe Gottes, von der du lebst, weitergeben. Kannst andere wärmen und ihnen wohltun.

Vielleicht sagen die dann: Wie gut, dass es dich gibt.


Vielleicht können dann auch Menschen aufatmen, die es mit sich selbst schwer haben. Weil sie spüren: Ja, ich bin wichtig. Gott traut mir etwas zu. Und es gibt Menschen, die mich das erfahren und glauben lassen.

Nehmen Sie deshalb diesen kleinen Stein mit aus diesem Gottesdienst. Als Erinnerung daran, was Sie für Gott bedeuten.

Ich freue mich, dass es dich gibt, sagt Gott. Du bist mir wichtig, und ich brauche dich.

Beim Propheten Jesaja gibt es dazu ein wunderbares Wort - gleichsam eine Liebeserklärung, wie sie schöner nicht sein kann:

"Ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben, Kusch und Seba an deiner Statt, weil du in meinen Augen so wert geachtet und auch herrlich bist und weil ich dich liebhabe. Ich gebe Menschen an deiner Statt und Völker für dein Leben. So fürchte dich vor nichts, denn ich bin bei dir." (Jes 34,3-5)

Du bist mir wichtig, sagt Gott. Selbst wenn niemand Augen hat für dich und deinen Wert - ich sehe dich und ich stehe zu dir und ich lass dich nicht fallen. Einfach, "weil du in meinen Augen so wert geachtet und herrlich bist und weil ich dich liebhabe."

Daran halte dich, was immer dich entmutigen möchte. Das lass für dich gelten - egal, was andere Leute über dich sagen, egal, was du selbst über dich denkst. -

Nehmen wir das mit - wie diesen kleinen Stein.